Heißer Sand und Brennende Herzen

2. bis 4. August

Motorradfahren in Russland hat einen metaphysischen Moment. Mit der unkalkulierbaren Weite setzte bei mir die Entspannung ein. Nach ca. einer Woche Fahrt war mir klar: Der schieren Größe des Landes habe ich allenfalls meine Gelassenheit entgegenzusetzen. Ein Wald kann schon mal eine Länge haben von 200 km, bevor ich wieder etwas anderes sehe, außer Bäume entlang einer geraden Straße. Eine Steppenlandschaft kann eine Länge haben von 300 km und erzeugt in mir ein Gefühl von Unendlichkeit. Und manchmal fahren wir eine Stunde über eine buckelige Lehmpiste durch dichten Nadelwald, die kurz vor dem gedachten Ziel einfach die Himmelsrichtung ändert, - oder auf einer Waldlichtung endet. Das Fahren gerät zu einer Art Meditation. Und macht süchtig.

Wir umfahren die großen Städte und übernachten zwei mal an der Wolga, die an einer Stelle so breit ist, das ich das andere Ufer nicht sehen kann. Wir Zelten in der Nähe einer Bucht mit einem kleinen Hafen und ich habe das Gefühl, ich stehe an einem Meer. Es ist drückend heiß. Die Sonne liegt den ganzen Tag in einem Schleier von Dunst, den ich mir nicht erklären kann und will mal wieder nicht untergehen. Die Mücken sind plötzlich verschwunden.


Gepostet am 14 Aug 2010 von Andi